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Theorie

Das Transmographon ist ein Instrument, welches elektrische und/oder akustische Interaktionen zwischen Menschen sichtbar macht. Das zentrale Displayelement besteht aus einem runden Wellenbecken, in dem ein flüssiges Medium (Wasser, Öl) durch mehrere am Rand des Beckens angebrachte Transducer (Körperschallwandler) in Schwingung versetzt wird. Die Interferenzen dieser Wellenpakete erzeugen auf der Oberfläche des Mediums ein bewegliches Muster.

Interferenz und Resonanz sind starke Einflüsse, die in beinahe jedem dynamischen System – sowohl technischen als auch natürlichen – auftreten, und beizeiten für (durch einen Beobachter) schwer nachvollziehbare Effekte sorgen. Ihre Wirkung kann verheerend sein, umso mehr weil ihre Dynamiken des "Aufschaukeln" oder "Dämpfen" oft nicht als solche erkennbar sind. In ihrer reinen Form, der Interaktion zwischen sichtbaren Wellen, können sie aber leicht erfahrbar gemacht werden.

Das Ziel dieser Arbeit ist die Herstellung eines modularen Transmographons, um in weiterer Folge die Durchführung einer Reihe experimenteller Aufbauten – mit dem Transmographon als Kernstück – im öffentlichen Raum durchzuführen. Diese Experimente sind als sozial-kulturelle Interventionen in der Schnittmenge zwischen Installation, Performance und Community-Building konzipiert. Die Teilnehmenden (Operateure der Maschine und Interagierende) werden dabei gemeinsam verschiedene Ebenen ihres Zusammenlebens und -wirkens auf neue Arten wahrnehmen können.

Technik

Die mechanischen Komponenten des Systems bestehen aus dem Becken, an welchem die Transducer angebracht sind, und einem schwingungsdämpfenden Standfuß. Zur besseren Visualisierung der Oberflächenwellen kann eine Kamera für Licht aus dem sichtbaren oder infraroten Spektrum an einem gesonderten Arm über dem Medium montiert werden. Zur Ansteuerung der Körperschallwandler ist weiters eine elektroakustische Verstärkerendstufe in das Basissystem integriert. Um eine möglichst große Bandbreite an Eingangssignalen verarbeiten zu können, wird der Funktionsumfang für den jeweiligen Versuchsaufbau durch weitere Module erweitert.

Anordnung, Module

Aktuell sind folgende Versuchsaufbauten und Module geplant:

Modul 00: Audio Interface

Zur Kalibrierung des Transmographon ist es notwendig, eine große Bandbreite an Signalen erzeugen zu können. Dazu wird ein USB-Audiointerface über eine geeignete Software mittels PC angesteuert. Um Interferenzen durch die Analogisierung digitaler Signale ausschließen zu können, werden weiters analoge Funktionsgeneratoren verwendet. Dieser Aufbau ist die Grundvorraussetzung, um das Instrument in Betrieb zu nehmen.

Modul 01: Standing Wave MIDI Device

Auf Basis des USB-Interfaces lassen sich mit entsprechender Ansteuerung dynamische und statische Oberflächenmuster erzeugen. In Kombination mit einer MIDI-Schnittstelle kann das Transmographon als Display für wellenbasierte Visualsierungen benutzt werden. Dieses Modul ermöglicht die einfache Präsentation des Funktionsumfangs bzw. der unterschiedlichen Darstellungsformen des Transmographons.

Modul 02: Kardiosynchrotron

Das Kardiosynchrotron ist eine Erweiterungsstufe des Transmographons, welches seine Nutzung als Kommunikationsgerät erlaubt. Das Modul ermöglicht es, die Herzaktivität bzw. Herzrhytmen von bis zu 6 Personen als Wellenmuster im Becken interagieren zu lassen. Dadurch soll es den Teilnehmenden ermöglicht werden, ihren vegetativen Erregungszustand zu synchronisieren, und damit neue Möglichkeiten der zwischenmenschlichen Interaktion zu erfahren.

Potentielle Untersuchungsgebiete dieses Moduls sind unter anderem:

  • Die Übertragung von Bewusstseins- und Entspannungszuständen

  • Nonverbale Kommunikation

  • Mögliche Synchronisations- und Gruppendynamische Effekte, wie sie z.B. auch beim gemeinsamen Musizieren entstehen

Umsetzung/Logistik

Das Transmographon ist ein kooperatives Unternehmen zwischen mehreren Personen und mit ihnen verbundenen Produktionsstätten, Communities und informellen Netzwerken. Als solches steht es nicht nur symbolisch für die Möglichkeit der gemeinsamen Erforschung und Weiterentwicklung der Formen des menschlichen Zusammenlebens, es trägt auch als Instrument zu eben diesem Prozess bei. Die Interaktionen und Verbindungen zwischen den beteiligten Entitäten soll im Rahmen der Dokumentation als Netzwerkgraph visualisiert werden.

Die Umsetzung des Projekts ist wie folgt geplant:

Mechanische Komponenten

Sourcing durch Christian Schwarzer und Ludwig Technique, Planung und Assemblierung in der Spinnerei/Spulerei (Innsbruck/Hallerstr.) und Werkstätte Wattens (Wattens).

Elektroakustische Komponenten

Sourcing, Planung und Assemblierung durch Ludwig Technique mit Unterstützung durch IT-Syndikat (Hackerspace) und Cunst&Co (beide Innsbruck/Wilten).

Präsentationen/Experimente

Performative und installative Präsentation im Rahmen des Heart of Noise (Musikfestival, Innsbruck) und Wiltener Kultursommer (Veranstaltungsreihe, Innsbruck), ermöglicht durch Magic Carpets (EU).

Support

Danijela Oberhofer-Tonkovic und Charly Walter, StyleConception und Magic Carpets. Chris Koubek, Heart of Noise. Felix Winkler/Felux und Johannes Muensch, Spinnerei/Spulerei. IT-Syndikat, Cunst&Co, und weitere.